Chinesische Tee-Sitten

Tee und die chinesische Höflichkeit

Heute

Wenn Sie bei einem Chinesen zu Gast sind und vom Gastgeber einen Tee serviert bekommen, glauben Sie ja nicht, dass der Tee bloß ein Getränk zum Durstlöschen ist. In China gehört es zum festen Ritual, einem Gast Tee zu servieren, unabhängig davon, ob der Gast Durst hat oder nicht. Gleich nachdem der Gastgeber dem Gast begrüßt hat und der Gast Platz genommen hat, wird der Tee serviert, meistens in einer Deckeltasse oder einem Glas. Die Verwendung einer Kanne gehört eher zur unfeineren Art, Tee zu servieren. Bei einem kurzen Besuch wird der Tee meistens gar nicht berührt. Trotzdem ist es unhöflich, dem Gast keinen Tee anzubieten.

In der Qing-Dynastie (16. – Anfang 20. Jh.)

Das heutige Höflichkeitsritual in China ist schon sehr aufgelockert. In der Qing-Dynastie (16. – Anfang 20. Jh.) gab es sehr strenge Regeln, wie man den Tee je nach Status des Gastes zu servieren hatte.
Wenn der Gast für den Gastgeber ein Neuling ist und keine öffentliche Position bekleidet, wird der Gast nur in der Empfangshalle empfangen. Der Tee wird nur einmal serviert. Der Tee wird in der Regel nicht angerührt.
Wenn der Gast ein vertrauter Freund ist, wird er meistens ins Arbeitszimmer des Gastgebers eingeladen. Dort serviert man dem Gast einen besonderen Tee, der auch sehr gerne getrunken werden will.
Wenn der Gast ein Fremder ist, der aber eine öffentliche Position bekleidet, dem muss während des Besuchs dreimal den Tee serviert werden, gleichgültig, ob der Tee angefasst wurde oder nicht.

Eine weitere eher bizarre Sitte, die hauptsächlich unter den Beamten praktiziert wurde:

Am Anfang eines Besuchs bekommen Gast und Gastgeber je eine Tasse Tee. Die wird aber nicht angefasst. Erst wenn der Besuch zu Ende ist, trinken beide einen Schluck aus der Tasse und verabschieden sich. Diese Sitte entartet sich zu einer Art von Zeichen, das der Gastgeber zeigt, wenn der Besuch schon viel zu lange dauert und das Gespräch immer langweiliger wird. Dazu nimmt der Gastgeber die Tasse in die Hand, um dem Gast zu signalisieren: jetzt ist Zeit zu gehen. Wenn der Gast das übersieht, sagt der Diener des Gastgebers dann laut und unmissverständlich an: Jetzt verabschieden wir uns vom Gast. Spätestens dann muss der Gast wirklich gehen!
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