Zubehör


Teekomposition
Dass eine optimale Zubereitung des Tees nicht bei der Wahl des Tees und des Wassers und der Festlegung der Teemenge und der Ziehdauer endet, wird man spätestens bei der Wahl des geeigneten Gefäßes zum Aufgießen feststellen. Dass es nicht einfach ist, die richtige Wahl auch hierbei zu treffen, erkennt man daran, dass Lu Yu in seinem berühmten Buch über Tee ein ganzes Kapitel diesem Thema widmete. Auch wenn die Trinkgewohnheiten sich seitdem stark geändert haben, kennen die Chinesen immer noch eine Vielzahl von Möglichkeiten, einen Tee aufzugießen. Grundsätzlich aber wird der Tee auch in China in einer Kanne, in einer Tasse oder in einem Glas aufgegossen.

Die Teekanne

Das Aufgießen und Servieren eines Tees in einer Teekanne hat in China eine recht kurze Geschichte, verglichen mit der des Teetrinkens. Die Verwendung der Teekanne begann in 14. - 15. Jh., als man mehr und mehr lose Tees trank. Anders als beim gepressten Tee, der zu Pulver gemahlen und gekocht werden musste, wurde der lose Blattee in einer Teekanne mit heißem Wasser aufgegossen. Heute ist das Aufgießen in einer Teekanne die am weitesten verbreitete Form der Tee-Zubereitung in China, wobei je nach Region die Porzellan- oder die Ton-Teekanne bevorzugt wird.

Die Yixing-Teekannen

In Südchina benutzt man überwiegend Teekannen, die in der Region Yixing, etwa 180 km westlich von Shanghai
entfernt, hergestellt werden. Die Yixing-Teekannen sind keine Tonwaren im herkömmlichen Sinne. Das Ausgangsmaterial für diese Teekannen ist die Tonerde aus der Region Yixing, die sich durch ihre hervorragende Formbarkeit auszeichnet, weshalb die Yixing-Teekannen in fast unendlich vielen Ausführungen existieren (eine größere Sammlung schöner Yixing-Teekannen hat Matthias Claus zusammengetragen, die auf seiner Homepage, www.das-klassische-china.de, zu bestaunen ist). Wegen des hohen Gehalts an Eisen trägt diese Tonerde meistens eine rote bis braune Farbe. Ockerfarbene oder olivengrüne Tonerde ist seltener. Im Vergleich zu herkömmlichen Tonwaren werden die Yixing-Teekannen bei wesentlich höheren Temperaturen (zwischen 1100 und 1200°C) gebrannt. Das Ergebnis ist eine höhere Härte und trotz des Fehlens einer Glasur eine geringere Aufnahmefähigkeit für Wasser.
Die Aufnahmefähigkeit für Wasser ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen Ton- und Porzellanwaren: Tonwaren haben eine Aufnahmefähigkeit von mehr als 10% (jeder Hobby-Gärtner kennt die Luft- und Wasser-Durchlässigkeit seiner Terrakotta-Töpfe), wogegen die Porzellanwaren eine Aufnahmefähigkeit von weniger als 1% aufweisen. Die Yixing-Tonwaren haben eine Aufnahmefähigkeit von etwa 2%.
Außerdem isolieren die Yixing-Teekannen die Wärme sehr viel besser als die herkömmlichen Tonwaren, dadurch bleibt der Tee in einer Yixing-Kännchen länger warm. Man verbrennt auch nicht gleich die Hände, selbst wenn man eine Teekanne mit kochend heißem Tee anfasst.
Diese Yixing-Kanne und die Tasse gehören zusammen mit 3 weiteren Tassen zu einem Service. Die Besonderheit bei der Kanne ist der in den Deckel eingearbeitete, bewegliche Drachenkopf. Die Kanne trägt den Namen "Yu Hua Long" (Fisch verwandelt sich in Drachen), der sich aus der Überlieferung ableitet, die von einem Fisch erzählt, der eine schwierige Hürde überspringen musste, um sich in einen Drachen verwandeln zu können.
Eine Besonderheit der Yixing-Teekannen ist ihre Außenoberfläche. Die Oberfläche einer neuen Teekanne fühlt sich rauh an und sieht matt aus. Je länger aber die Teekanne in Gebrauch ist, um so glatter und glänzender wird die Oberfläche. Diese Veränderung kommt durch die tägliche Berührung der Teekanne mit der Hand zustande und stärkt die Bindung zwischen der Teekanne und dem Benutzer ungemein, weshalb ein Chinese sich sehr ungern von seiner LieblingsTeekanne trennt.
Die Beliebtheit der Yixing-Teekannen in Südchina hat auch damit zu tun, dass man dort überwiegend Oolong trinkt. Da man beim Oolong vergleichsweise große Teemenge einsetzt und mehrere Aufgüsse schnell hintereinander wegtrinkt, ist eine kleinere Teekanne vorteilhafter. Die Yixing-Kännchen mit einem Fassungsvolumen bis zu 500 ml sind dafür ideal.
Ein weiterer Grund für die große Beliebtheit der Yixing-Teekannen ist ihre schier unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeit, wodurch die Yixing-Teekannen überhaupt erst berühmt wurden. Begonnen hat dies Anfang des 16. Jh. durch den jungen Diener eines Gelehrten. Gong Chun, so hieß der Junge, gilt als der Erste, der Formen aus der Natur in die Gestaltung der Teekannen einfließen ließ. Seinem Vorbild folgten alle bekannten TeeTeekannen-Meister nach ihm.
Ein paar schöne Exemplare:
Diese Kanne sieht wie ein Bündel Bambusstäbe aus. Beim diesem Meisterstück aus dem 17. Jh. ist alles so detailgetreu nachgebildet worden, dass eine Unterscheidung zwischen ihm und echten Bambusstäben fast unmöglich ist.
Wieder eine Kanne in Form eines Bambushalmes. Ende 18., Anfang 19. Jh.
Eine Kanne mit der Verzierung in Form der Zierquitten-Blüten. Ende 18., Anfang 19. Jh.
Ein Nachteil der Yixing-Teekannen, für viele Chinesen eher ein Vorteil, ist ihre Fähigkeit, Aromastoffe des Tees in den feinen Poren des Tonmaterials anzureichern. Das führt dazu, dass ein echter Teeliebhaber für jede Teesorte eine separate Yixing-Teekanne bereit hält, um eine Vermischung der Aromen unterschiedlicher Teesorten zu vermeiden. Laut Legende könnte eine gute Teekanne so viel Teearoma im Tonmaterial anhäufen, dass man nach jahrelangem Gebrauch nur noch heißes Wasser in die Teekanne zu gießen braucht, um einen vollwertigen Tee zu bekommen.

Die Porzellan-Teekannen

Tee-Zubehör aus Porzellan hat eine sehr viel längere Tradition in China als die Yixing-Teekannen. Bereits in der Tang-Zeit (618 - 907) wurden Gefäße aus Porzell an zum Wasserkochen verwendet, wie Lu Yu in seinem Buch über Tee beschrieb. Auch die Schalen zum Teetrinken (siehe unten) waren aus Porzellan.
Eine Celadon-Porzellanschale aus der Tang-Dynastie. Die Schale hat die Form einer Holzapfel-Blüte. Die leichte grüne Tönung der Glasur wurde von Lu Yu sehr gepriesen, weil sie die Farbe des Teeaufgusses am besten zur Geltung bringt.
Dass Lu Yu gerade Porzellanwaren zum Teetrinken gepriesen hat, ist kaum verwunderlich angesichts ihrer großen Verbreitung im alltäglichen Leben. In der Tang-Zeit hatten normale Tonwaren für den Alltagsgebrauch praktisch keine Bedeutung mehr. Der Vorteil der Porzellanwaren gegenüber den Tonwaren liegt in ihrer glasierten Oberfläche, die eine Geschmacks- und Geruchsneutralität garantiert.
Zwar ist in Europa das so genannte Blau-Weiß-Porzellan aus China besonders berühmt, bei den Teekannen spielt es aber nur eine untergeordnete Rolle. Bei den Antiquitäten-Sammlern findet man hauptsächlich Teekannen, meistens aus der späten Qing-Zeit (19. Jh. - 1911) und der Republik-Zeit (1911 - 1949), mit farbigen Bemalungen auf einer weißen (eigentlich farblosen) Glasur (Überglasur-Bemalung).
Als Blau-Weiß bezeichnet man Porzellanwaren, die eine blaue Bemalung unter der Glasur tragen: Ein Porzellan-Rohling wird mit einem Kobalt-haltigen Material bemalt und anschließend mit dem Glasurmaterial besprüht. Nach dem Brennen wird das Glasurmaterial durchsichtig und gibt die darunter liegende Bemalung, die durch das Kobalt blau wird, zur Betrachtung frei. Da die blaue Bemalung vor einem weißen Hintergrund (das Material für den Rohling ist weiß) steht, daher die Bezeichnung Blau-Weiß. Die Herstellung des Blau-Weiß-Porzellans begann schon in der Tang-Dynastie. Ausgereift war die Herstellungstechnik erst in der Ming-Dynastie.
Ein paar schöne Exemplare:
Eine seltene 6-eckige Kanne aus Ende 19. Jh.
Eine Blau-Weiß-Kanne mit Landschaftsmalerei. Anfang 20. Jh.
Eine Kanne aus der Republik-Zeit (1911 - 1949), sieht fast wie eine moderne Kaffee-Kanne aus.

Die Tasse

In Nordchina sind die so genannten Deckeltassen aus Porzellan sehr verbreitet, die aus einem Unterteller, einer Tasse und einem Deckel bestehen. Die Deckeltassen werden meistens zum Aufgießen von aromatisierten Tees, seltener von Grüntees oder von Oolongs benutzt. Die Teeblätter werden direkt in die Tasse gegeben und mit heißem Wasser aufgegossen. Zum Trinken wird der Deckel nur so weit verschoben, daß er einen kleinen Spalt frei gibt: die Teeblätter werden so alle in der Tasse zurückgehalten. Modernere Ausführungen der Deckeltassen tragen keine Untertassen und sind heute sehr viel häufiger anzutreffen.

Deckeltassen aus Porzellan

Modernere Ausführung

Das Glas

In Südchina, vor allem aber in den Küstenprovinzen Zhejiang
, Jiangsu
und Shanghai
, wo hauptsächlich hochqualitative Grüntees getrunken werden, wird auch sehr häufig ein Glas zum Aufgießen verwendet. Die Blätter werden ins Glas gegeben und mit heißem Wasser aufgegossen. Das Glas hat den Vorteil, dass man das Aufgehen der Teeblätter direkt beobachten kann (s. die Bildserie unten). Besonders zum Empfehlen ist das Glas beim Aufgießen der Grüntee-Spezialitäten ( Kunst-Tee genannt) aus der Region Huang Shan (der Gelbe Berg), da das Aufgehen der gebundenen Teekugel und das Freisetzen der darin versteckten Blüten am schönsten in einem Glas zu beobachten ist.
Bildserie : Aufguss eines Grüntees (Lung Ching, Löwengipfel, erste Frühlingspflückung) in einem Glas.
Aufguss im Glas
Aufguss im Glas
Aufguss im Glas
Aufguss im Glas
Aufguss im Glas
Aufguss im Glas
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